Ohne Titel
Ein Gedicht von
Anouk Ferez
Der Wind, er peitscht mich hart von Osten,
Ein Folterknecht, dem man gut zahlte.
Das Abendrot lässt alles rosten,
was einst in frischem Grün erstrahlte.
Bald räkeln sich die dürren Föhren,
in eine endlos schwarze Nacht.
Des Käuzchens Ruf ist schon zu hören.
Ein Alb hält mir zu Füßen wacht.
Ich drück mich zitternd in die Mulde,
die einst ein Bett im Wald gewesen.
Ist’s so, dass ich ihm etwas schulde,
dass ich in Liebe hier gewesen?
Wo einst sich Glück gen Himmel schraubte,
wo einst der Sehnsucht Heimat war,
wo einst ich alle Schwüre glaubte,
stellt sich der Alb als Meister dar.
Der Wind peitscht hart mich in den Nacken,
der Alb sagt: „Auf, der Weg ist weit!“
Greift mir zur Brust, mein Herz zu packen,
ich fall anheim dem Zahn der Zeit.
Alles, alles … geht zu Ende …
stirbt viel zu jung, ja, lass es ziehn…
stirbt um die Wintersonnenwende,
stirbt noch so frisch, so hoffnungsgrün.
Anouk Ferez 7.1.2017
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