Nachtlichter
Ein Gedicht von
Anouk Ferez
Wir haben unseren Abend
unter einem nackten Mond
auf Binsenmatten
in den Schlaf gewiegt,
auf dass er in der Nacht
versinken möge
und es kein Erwachen gäbe
in unserer Mitte.
Was waren wir hungrig
und haben all unsere Träume
den Händen des anderen verantwortet
und waren einander Brot und Salz.
Ich habe die Sterne weggepustet,
sie übers Firmament gejagt,
dass sie wirr aus ihren Bildern stoben,
bis in den Weiten unserer Augen
Leuchtkäferschwärme daraus wurden.
Und einer jeden Zikade saß
eine lockende Traurigkeit auf dem Rücken.
Pan, zu deiner Flöte tanzen die Tränen.
Und jeder Kuss
trägt seine eigene Einsamkeit.
Denn so ist es wohl mit dem Abschied:
Er versteckt sich bereits in
der ersten Umarmung.
Und wir
durch Haut und durch Haar gebunden
entfliehen Lippe an Lippe
dem aufkeimenden Morgen,
der mit Rosenfingern nach uns greift.
© Anouk Ferez 8-2015