Hans im Unglück

Ein Gedicht von Anouk Ferez
Der Hans, der trug `n Klumpen Dreck,
das war der Welten Lohn.
Er steckte ihn nicht einfach weg:
Er trug ihn offen – wie zum Hohn!

„Oh wär‘ der Dreck `n Klumpen Gold“,
so Hans im Unglück sprach.
Da war spontan das Glück ihm hold,
da er `ne Waldfee traf.

Die sagte: „Hans, du dauerst mich!“
und zog den Zauberstab.
Der Dreck verwandelte sich gleich
ins reinste Gold, das es je gab.

Drauf ist der Hans über die Maßen
beliebt, begehrt in allen Straßen.
Schon lümmeln sich an jedem Tresen
„Freunde“ - die zuvor keine gewesen!
Sie essen, feiern, trinken, zechen,
jedoch sie gar nicht selber blechen:
Nein, Hans, der zahlt nun ihren Sold.
Denn Hans, der hat ja schließlich Gold.

Den Frauen kann er sich nicht mehr erwehren,
denn gemäß so mancher schlauer Lehren
ist – wer reich ist – automatisch schön.
(Am Portemonnaie kann man es sehn!)

So ist denn Hans begehrt und attraktiv
– doch irgendetwas läuft doch schief?!
Der Klumpen Dreck, der plagt nun Hans nicht mehr,
jedoch … das Gold … auch das wiegt schwer …

Hans wähnt sich im „gelobten Land“,
die Dinge laufen wie am Schnürchen:
Gibt er bloß Nuggets aus der Hand,
so öffnet sich ein jedes Türchen.

Da plötzlich trifft er eine Frau,
die anders ist als alle andern.
Sie ist lieb und nett und schlau
und möcht ein wenig mit ihm wandern.

Sie sagt: „Ach, Himmel, lieber Hans
bemerkst du nicht den Affentanz?
Ich hab dich gern, doch sag ich dir:
so wie du lebst führt dich kein Weg zu mir.
Hans schaut sie darauf gramvoll an:
Sie ist’s was er NICHT haben kann?

„Ich brauch `ne Fee!“, so ruft er bang,
doch keine kommt des Wegs entlang …
Was tun? Ihm fehlt komplett jede Idee!
Mit wem zum Teufel könnt er handeln,
um’s Gold in Dreck nun „rückzuwandeln“?
Oh weh und ach, ojemine,
urplötzlich scheint‘s sogar,
dass einstmals jene gute Fee
so „gut“ wohl gar nicht war …

Ihn trennt das Gold von seiner Süßen
- wie ist das aber fieß!
Warum muss er jählings büßen;
dass er sich einstmals helfen ließ?

Sie sagt: „Ach, Hans, nun sei nicht dumm,
wirf jenen Klumpen einfach weg!“
Doch der schaut sich bedauernd um:
„Dann bleibt als Lohn mir nicht mal Dreck!“

Sie murmelt sanft: „Ich schätzte dich,
doch du bist so verblendet!
Du brauchst die Fee nicht – sondern mich,
die das Blatt zum Guten wendet!
Doch du trennst dich von Dingen nicht,
du hängst sogar am Dreck …
Sieh, ICH wär doch dein „Lohn“ gewesen!“
- Doch, schwupps, nun ist sie weg!

Der Hans-im-Unglück, der steht da
weiß nicht, wie ihm geschehen.
Und wer nach reichen „Freunden“ sucht,
der kann ihn dort noch stehen sehen.

© Anouk Ferez 2-2016

Informationen zum Gedicht: Hans im Unglück

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13.02.2016
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