Die Statue

Ein Gedicht von Anouk Ferez
Du schlugst mich aus Granitgestein,
ich stand in stummem Staunen
vor dir, mein Meister, und dein Raunen
durchfuhr mich tief bis ins Gebein.

Dein Odem peitschte mir die Glut
in Adern, Lippen, Wangen.
Der Block der mich umfangen,
zerfiel: die Kälte wich weinrotem Blut.

Umfass mich, Meister, küss sogleich
mir Leben in die starren Glieder.
Erfüll mich, senk dich nieder,
zu meinem Pol, erforsch mein Reich.

Dich zieht mein Innerstes, mein Kern
in völlig ungeahnte Tiefen.
Die Geister, die einst schliefen,
erwachen, höhnen ihren Herrn.

Wer ist Gral und wer ist Wein,
wer fließt und wer umfängt?
Die Kraft, die unsre Glieder lenkt,
will unser beider Meister sein.

Zu unseren Füßen liegt Gestein,
im Staub liegt noch dein Meißel …
mein Fleisch ist deine Geißel –
mich schließt kein Block je wieder ein.

© Anouk Ferez 1-2016
//lav-ros,mmdf//

Informationen zum Gedicht: Die Statue

841 mal gelesen
(Es hat bisher keiner das Gedicht bewertet)
05.01.2016
Das Gedicht darf nur mit einer Erlaubnis des Autoren kopiert oder veröffentlicht werden. Jetzt Anfrage stellen.
Anzeige