Meine kindliche Angst vor einem Atomkrieg
Ein Gedicht von
Alexandra
Als Kind wurde mir erzählt, dass die böse USA und die westdeutschen Imperialisten
Mich mit Atombomben angreifen wollen, denn sie seien Militaristen
Sie planen, Atombomben zu werfen auf unsere friedlichen Häuser und Städte
Vor der tödlichen Gefahr müsse man sich schützen, sonst stirbt man im Bette
Deshalb sei es so wichtig, den Ernstfall immer wieder zu inszenieren
Also, sich den Atombombenabwurf zu denken und dann seine Reaktion zu trainieren
Bei der Explosion entstehe eine enorme Druckwelle, das wusste man schon
Wäre gut, wenn sich rechnen würde das Geld für die Bunkerneubauinvestition
Wahrscheinlich würde man aber doch eher von der Atombombe zu Hause überrascht
Dort liegend abwarten, später drauf achten, dass man kein verstrahltes Obst vernascht
Immer wieder wurde die reale Gefahr betont und von ihr gesprochen
Und was durch die Atomstrahlung passiert mit den menschlichen Knochen
Man wusste ja schon, wie Menschen nach einem Atombombenabwurf aussehen
Erst jetzt kann ich die Wirkung der Bilder der Verletzten von Hiroshima verstehen
Die Bilder sind immer noch gespeichert irgendwo tief in mir drin
Als Kind wusste ich gar nicht, wo mit diesen Grausamkeiten hin
Ich war mit der Verarbeitung dieser Bilder vollkommen überfordert
Es blieb nur eine vage Erinnerung und die Angst, die mich tun ließ, was wurde gefordert
Die Zivilverteidigung ließ ich später als Teenager cool über mich ergehen
Aber dass heute Kindern Kriegsbilder ungefiltert gezeigt werden, kann ich nicht verstehen
Auch nicht die geplanten Übungen, die das Gefühl erzeugen, die Bedrohung sei nah
Es lenkt ihre Aufmerksamkeit auf den Krieg, als wäre er bei ihnen schon da
So sprach mich meine Tochter neulich an mit ängstlichen Augen und blassem Gesicht
Mama, warum muss ich noch zur Schule, wo ich doch bald sterbe, das verstehe ich nicht