Zwei Tauben
Ein Gedicht von
Klaus Lutz
Eine Taube im Käfig will die Tür öffnen! Die
andere Taube sieht ihr zu! Und rätselt warum
sie die Tür öffnen will! Pickt ihr Futter! Nimmt
ihr Wasser! Sitzt auf ihrer Stange! Putzt ihr
Gefieder! Führt kluge Selbstgespräche! Sieht
sich in ihrem Reich um! Findet alles Prima!
Und ist mit dem Leben zufrieden!
Die andere Taube gibt nicht auf! Hört nicht auf
das Gespött! Und dass sie dem Wahnsinn verfallen
sei! Und wie sie ohne Sinn handele! Und nur ihre
Zeit verschwende! Und will weiter die Tür öffnen!
Mit allen Tricks! Mit allem Können! Mit allem
Wissen! Die Tür ist nicht nötig! Und es gibt mehr
als den Käfig!
Die andere Taube schläft! Träumt vor sich hin!
Isst und trinkt! Wird immer fetter! Lebloser und
gleichgültiger! Schwächer und kränker! Während
die eine Taube die Tür öffnen will! Und dabei
ihre Neugier entdeckt! Und ihren Willen! Und
ihre Kraft! Und ihre Macht! Und genau weiss
das sie das Problem löst!
Die andere Taube sitzt nur da! Wartet auf neues
Futter! Wartet auf die Nacht! Wartet auf den neuen
Tag! Denkt über das Leben nach! Über das was
Klugheit besitzt! Über das was Wissen sein kann!
Über die Welt des Käfigs! Und wie der Käfig einen
Sinn bekommt! Und wie das Leben interessant
bleibt! Hinter all den Gittern!
Der einen Taube gelingt das Wunder! Die Tür des
Käfigs öffnet sich! Sie fliegt davon! Und findet alles
Leben! All das was die andere Taube vergessen hat:
„Freiheit! Frieden! Liebe!“ Und die andere Taube
frisst ihr Futter! Trinkt ihr Wasser! Döst weiter vor
sich hin! Und wartet bis der Käfig wieder geschlossen
wird!
(C)Klaus Lutz
Ps. Am 7.11.2019 um 2:50 Uhr
die copyrights gesichert!
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