Zum Tag des Denkmals

Ein Gedicht von Günter Uebel
Gemäuer empfängt uns an fröstelndem Ort,
Efeu verschlingt scheu geflüstertes Wort,
dem Gedenken gewidmet begnadeter Größen,
wenn ehrfürchtig wir unsre Häupter entblößen.
In Andacht versunken an heiligen Stätten
knüpfen wir ruhmesvoll wortreiche Ketten
und folgen ergriffen beredtesten Spuren
unvergänglicher Denkerkulturen.

Gebieterisches Monument,
das den Tod vom Leben trennt,
du scheidest von Gebeinen den Geist,
der fortan der Schöpfung Gestirne umkreist.
Sein Gut ist unteilbar,
sein Tod selbst ist heilbar. *)
Es hindert kein Zügel **) die rührigen Flügel,
in unendlichen Weiten die Saat zu verbreiten.

Du, Rose, die kaltes Gestein du verzierst
und dennoch glutrote Triebe gebierst,
erblühe,
versprühe
aus starrem Verlies
allerlebendigsten Puls des Genies!
Denn wisse,
es bleibt nicht gefangen in Grüften,
befreit
steigt es auf in quirlenden Lüften, entschwebt
mit Gottheiten Arm in Arm
in Elysium
zeigt selbst das grimmigste Charme.

Vom Glanz steht zu lesen
gottgleicher Wesen,
in Marmor verewigt mit zeitloser Nadel.
— Botschaft von Adel —
Günter Uebel, 2019

* ) Bücherverbrennung
** ) Zensur

Informationen zum Gedicht: Zum Tag des Denkmals

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02.02.2023
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Günter Uebel) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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