Zeitvertreib
Zeitvertreib
©Hans Hartmut Karg
2017
Einst sah er nur das große Weib
Und hielt sich das zum Zeitvertreib.
Das war Jugend, Lebensgewinn –
Und auch erster Liebesbeginn.
Sie war handsam und stets bereit,
Unkompliziert und ohne Streit.
Sie trafen sich, wenn sie dies wollten,
Tribut den jungen Trieben zollten.
Und Jahre kamen, Jahre gingen,
Natur musste ihr Liedlein singen:
Die Liebe ward ihr täglich Brot –
Schön war das immer, ohne Not!
So zogen sie schließlich zusammen,
Um zu mehr Nähe zu gelangen.
Sie fanden sich doch reichlich nett
Und teilten nun Tisch, Wohnung, Bett.
Trotz unterschiedlicher Vorlieben –
Bequem sie doch beisammen blieben.
Gemeinsam sind sie mit den Jahren
Durch Dick und Dünn hindurch gefahren
Und fünfzig Jahre beieinander,
Das große Huhn, der scharfe Ganter,
Bei dem nun alt der dicke Leib,
Gebrechlich, kaum zum Zeitvertreib.
Wo einst der Jäger wild beim Jagen,
Da muss er nun Siechtum ertragen
Und trauert nach den schönen Zeiten,
Als er noch Pferde konnte reiten.
Der Jäger wird zur Beute gar,
Wenn schütter-weiß erstrahlt sein Haar
Und wird nun selbst im Endverbleib
Zum Diener seinem großen Weib.
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