Winternot

Ein Gedicht von Hans Hartmut Dr. Karg
Winternot

Erinnerste Du Dich im Sommer noch,
Wie die Kälte uns winters gepackt
Und Eis und Schnee als Dauerjoch
Uns Tag und Nacht so geplagt?

Wo die Eiskante angebrochen,
Dennoch eine winterliche Welt uns zeigte,
Dass Eisblumen wie gestochen
Sich zu unserem Fensterauge neigte?

Die Schneelast saß in mancher Ecke,
Das Kalte wollte nicht von uns gehen:
Man griff nach wärmender Bettdecke,
Hoffte, den zitternden Arm nicht zu sehen.

Alle Dächer waren bereits weiß,
Was darunter lag, sah man nicht,
Denn Kälte als Winterbeweis
Gab uns frei nur fahles Licht.

Alles Leben wartete auf Wärme,
Hochnebelfelder grenzten die Sonne aus
Und keinerlei Vogelschwärme
Umtanzten mehr unser schönes Haus.

Nur die Schritte zum Kompost
Zeigten, wo ein Mensch gegangen.
Draußen mehrte Streusalz Autorost,
Uns wuchs das Frühlingsverlangen.

Man verdrängt das Unangenehme,
Damit man wieder frei atmen kann
Und es uns nicht weiter beschäme,
Auch wenn uns Kälte nicht gut getan.


©Hans Hartmut Karg
2024

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Informationen zum Gedicht: Winternot

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17.07.2024
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Hans Hartmut Dr. Karg) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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