Wer sehen will - sieht

Ein Gedicht von Maria L. Späth
Die Reichen, sie haben gelernt zu verdrängen,
was Jesus einst lebte und jedem gebot.
Und wer es dann wagt, dies beim Namen zu nennen,
den schimpft man den Neider, nicht Mahner der Not.

Wer sagt, dass ihr Raffen die Erde ausplündert,
der leidet an Missgunst, denn allen ist klar:
Wer Mäßigung fordert, und Zukunft für Kinder,
der ist nur ein Spinner, ein weltfremder Narr.

Wer sehen will sieht, wohin Menschheit sich steuert,
denn längst sind die Grenzen des Wachstums erreicht.
Man gibt der Natur keine Chance, sich zu neuern,
weil jeder mehr nimmt, als die Erde ausgleicht.

Und da viele raffen, bleibt wenig den andern,
ja manchen nicht mal eine Schüssel voll Reis.
Die Mächtigen horten, verschieben und prassen,
die Bonzen diktieren den Welthandelspreis.

Sie geben Millionen aus für ein Gemälde,
weil viele nicht wissen, wohin mit dem Geld.
Die traurigen Augen der hungrigen Kinder
sind weit weg am anderen Ende der Welt.

Sie schlürfen Champagner auf eigenen Yachten
und naschen vom üppig bestückten Bufett.
Von Allem das Beste in sündigen Mengen,
und kippen die Reste hinab in die See.

Sie jetten von Florida auf die Kanaren,
dorthin, wo das Leben so angenehm ist.
Wo man unter sich bleibt und mit seinesgleichen
verkehrt und den Luxus des Geldes genießt.

Da stören Gedanken an Hunger und Kranke,
an Menschen, die elend dahin vegetier'n.
Daran was zu ändern, ist nicht ihr Verlangen.
Die einen gewinnen, die andern verlier'n.

So ist diese Welt, und ist stets so gewesen.
Der Mensch ist ein gieriges, mordendes Tier.
Verstand ihm gegeben, die Zeichen zu lesen,
doch huldigt er lieber der eigenen Gier.

Informationen zum Gedicht: Wer sehen will - sieht

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26.11.2014
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