Verglühter Adonis

Ein Gedicht von Friedrich Graf
Verglühter Adonis

Es ist zwar traurig aber wahr:
In letzter Zeit bin ich verdattert,
auch mein Blick ist nicht mehr klar,
und mein Gleichgewichtssinn flattert.

Das fängt schon früh am Morgen an,
wenn ich verkrampft, beim Kaffee trinken
die Tasse nicht festhalten kann,
weil meine Kräfte abwärts sinken.

( Wie war`s als Baby angenehm,
als ich entspannt an Mamas Busen,
beduftet von Nivea-Creme,
das Fläschchen nahm mit zartem Schmusen. - - -)

Das Drama setzt sich abends fort:
Ich kann vom Tagesschau-Geschehen,
sei`s Eurokrise, IS-Mord,
den ganzen Wust kaum noch verstehen.

( Wie war`s als Knabe wunderbar:
Wenn meine Eltern fort gewesen,
hat meine Oma, deutlich klar,
mir Märchenbücher vorgelesen.)

Mein früheres Adonis-Bild
gebar bei meiner Frau ein Schmunzeln;
doch wenn sie heute zu mir schielt,
erschreckt sie Wampen-Bauch und Runzeln.

Wenn auch von nah der Friedhof grüßt,
und meine Glieder fahrig beben,
gilt nach wie vor: Hauptsache ist,
ich hab noch etwas Spaß am Leben!!!
****

(© Friedrich Graf)

Informationen zum Gedicht: Verglühter Adonis

1.111 mal gelesen
(35 Personen haben das Gedicht bewertet. Der Durchschnitt beträgt 5,0 von 5 Sternen)
-
29.04.2015
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Friedrich Graf) für private und kommerzielle Zwecke frei verwendet werden.
Anzeige