Vergessene Liebe

Ein Gedicht von Melanie Seedorf
Und plötzlich stand sie wieder auf der Matte,
groß, durchtrainiert,
wunderschön und herzzerreißend zugleich.

Fassungslos und zutiefst irritiert, ja
fast ohnmächtig halte ich ihre Anwesenheit aus.
Starre sie wortlos mit wachen Augen an.
Fasziniert von ihrer berührenden Tiefe.
Ich lebe.

Ich wehre mich.
Sie gibt meinem Verstand abwechselnd
rechte und linke Haken.
Ohne Verschnaufpause.
Erschöpft fragend versucht er sie zu verstehen:

"Wo kommst du so plötzlich wieder her?
Wir hatten uns doch vor Jahren verabschiedet.
Hatten abgemacht, uns aus dem Weg zu gehen.
Was bezweckst du mit dem Vertragsbruch?"

Zwei Tage und Nächte weicht sie nicht von seiner Seite.
Seine Gedanken fahren ein wildes Karussell.
Die Ratlosigkeit lässt ihn schwindeln,
frisst ihn fast auf.

Der Widerstand wankt.
Die eiserne Mauer des Verstandes bröckelt.
Hinter dem Mauerloch dämmert es.
Ein zartes, inneres Licht flackert auf.
In seiner schönsten Anmut.
Schnappt nach Luft, um zu überleben.
Um zu wachsen.

Da sprach sie sanft, weise und aus vollstem Verständnis:
"Ich bin hier, um dir zu helfen.
Du kannst es offensichtlich nicht allein sehen.
Ich bin hier, um dir etwas Wichtiges zu zeigen.
Womöglich DAS Wichtigste in deinem unerfüllten Leben:

Du hast eine wichtige Lektion noch nicht verinnerlicht.
Du suchst noch immer im Außen nach der Liebe.
Nur deswegen bin ich, die Sehnsucht,
wieder zu dir zurückgekehrt.

Das, wonach du suchst,
kannst du im Außen nicht mehr finden.
Du hast es vor sehr langer Zeit eingemauert.
Dein Außen ist nur dein Spiegel.
Verstehst du es jetzt?
Siehst du es jetzt?
Siehst du dich?

Erinnere dich!"

Informationen zum Gedicht: Vergessene Liebe

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24.07.2020
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