Trennungsethos

Ein Gedicht von Hans Hartmut Dr. Karg
Trennungsethos

Wenn kein Gefühl mehr trägt
Und Liebe nur noch Last,
Weil Freude sie nicht prägt,
Wird Nähe zum Ungast.

So haben manche Paare
Sich seelisch sehr entfernt,
Wo kein Glanz sie bewahre,
Dass Zweisamkeit besternt.

Man sieht oftmals erst hinterher,
Dass sich getäuscht das Leben.
Das Aufräumen wird dann recht schwer:
Man möcht' ja nichts aufgeben...!

Dachte man, den liebsten Mann
Hätte man an sein Land gezogen,
Mit dem man Pferde stehlen kann,
Und der einem auch stets gewogen,

So wird man nach und nach erkennen,
Wie weniger das Herz noch bebt,
Muss Wahrheiten beim Namen nennen:
Man hat nur unversöhnt gelebt.

Jetzt die Augen nicht verschließen,
Nicht festhalten an dem Phantom!
Wo nichts mehr kann im Herzen sprießen,
Bleibt es auch kaum noch autonom!

Die Fragen fressen sich ins Herz,
Alles wird ernst und angestrengt,
Wenn kaum noch Leben, kaum ein Scherz,
Man nur noch an die Fluchten denkt.

Beziehungen sanft abzuwickeln,
Wo Bindungen nicht wirklich greifen,
Nicht streiten sich mit Äxten, Pickeln –
Auch so kann Menschlichkeit noch reifen!

Und auch an beider Kinder denken,
Die unmerklich sehr mitgenommen,
Ihnen weiter Zuwendung schenken,
Damit sie beider Lieb' bekommen!

Das ist schon ein schweres Geschäft,
Um Rosenkriege zu vermeiden,
Den Kindern nah bleiben, das Heft
Gemeinsam führen – auch im Scheiden!


©Hans Hartmut Karg
2019

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Informationen zum Gedicht: Trennungsethos

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12.09.2019
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Hans Hartmut Dr. Karg) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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