Traurige Wirklichkeit

Ein Gedicht von Hans Witteborg
„Jungchen;“ sprach das Frau Mamachen,
„du gehst heute zu Papachen,
der mir das versprochen hat,
soll seh´n, dass er ein Söhnchen hat.
Ich bin bei Onkel Ferdinand,
die Nummer ist dir ja bekannt,
sollt ich noch nicht zu Hause sein.
Und Jungschen präge dir fein ein:
kein Geschenk von dem Papa,
warum, das weißt` inzwischen ja.
Ich kann das absolut nicht leiden,
will einen Keil zwischen uns treiben.
Das ist vorbei, wenn Ferdinand
als Stiefsohn dich erst anerkannt.“
Der Kleine ist total verwirrt:
hat er sich etwa grad geirrt?
Er brüllt und macht sofort Theater:
„Ich will nicht so´n Scheiss-Stiefvater“
Die Mutter aber ernsthaft spricht:
„So böse Worte sagt man nicht.
Und wenn ich das noch einmal höre,
bleibst du bei dem Papa, ich schwöre!“
Der Kleine denkt: „für mein Benehmen
brauch ich mich nicht sosehr zu schämen,
wie meine Eltern, die fürwahr
nicht besser als ein Rabenpaar.“

Informationen zum Gedicht: Traurige Wirklichkeit

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07.03.2012
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