Tief in der Wiese

Ein Gedicht von Anouk Ferez
Wir haben unsere Daunendecken
zuversichtlich in den Wind gehängt,
uns ein Heim in den Nebel gemalt,
den Garten mitten in die Landschaft geträumt.
Leg doch den Kopf in meinen Schoß,
die frühe Sonne badet sich
so schön in deinen Augen!
Du hüllst sie in dichte Wimpern,
dann zwinkerst du ihre Strahlen
keck zu mir herauf.
Auf jedes Glanzlicht summt ein Kuss
und ich kichere Schönwetterwolken
mitten ins Blaue hinein.
Deine Lippen erzählen so schön von Äpfeln
– oder Birnen? – ganz einerlei,
du schmeckst traulich, nach Weizen, Früchten
und den Träumen vergangener Nacht.
Dein Hemd steht offen, voller Frische,
mein Haar streift im Wind deine Brust.
Deine Zehen kämmen Tau aus dem Gras
und eine Horde Kühe wünscht uns guten Morgen.
Sie kennen ihn nicht, den Scheideweg
jenseits unserer Wiese,
dort wo der Himmel keine Sterne
auf lange schlanke Halme streut.
DU RECHTS, ICH LINKS.
Die Sonne badet in deinen Augen
und du zwinkerst mir zum Abschied
über die Schulter hinweg zu
als die Gegenrichtung deine Füße an sich bindet.
Doch wie könnte ich anders als breit zu lächeln?
Kleiner und kleiner wirst du,
einen Apfel in der erhobenen Hand.
Die Sonne badet in meinen Tränen
als deine Uhr dich schließlich raubt.
Stumm spiegelt sich noch dein Kuss auf meinen Zähnen.
Im Wind wiegt sich Weizen, der Tag brütet Hitze,
das Leben ist schön.

© Anouk Ferez // casa ilukuud

Informationen zum Gedicht: Tief in der Wiese

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19.08.2015
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