Stille

Ein Gedicht von Ingelore Jung
Stille

Stille....... eins sein mit der Natur
Balsam zugleich für die Seele
Ruhe spüren, hier an diesem Ort
Dem stillen Ort des Friedens

Besonders, wenn es stetig nieselt
Mit tief hängenden Nebelschwaden
Die Erde leicht bedeckt von Nass
Kleine Tröpfchen glitzern am Blatt

Komme gerne hierher
Zu diesem Hof der Stille
Schreite durch die Reihen
Vergesse Raum und Zeit

Entdecke ganz versteckt
Nun diesen uralten Stein
Die Inschrift kaum noch zu lesen
Umarmt von einem mächtigen Baum

Sieht aus, als nehme der Baum
Behutsam den Stein auf, in seinen Bauch
Es ist, als schließe sich der Lebenskreis
Vom Schoß, zurück in den sicheren Schoß

Dort, ein einfaches Kreuz aus Eisen
Schmucklos, nur eingeritzt der Name
Umrankt von Leben, umrankt von Efeu
Wächst empor an diesem stillen Kreuz

Ein kleines Kunstwerk aus Marmor
Junges Mädchen, ein Blumenkranz im Haar
Lächelt selig an, vor ihr die weiße Taube
Ein Blick aufs Jahr, lässt erschauern

Hier eine Stätte, anonym, verwildert
Keinen Namen, keine Erinnerung
Keiner, der mehr daran verweilt
Begraben, vergessen, ausgelöscht

In einer Ecke ein mächtiger Stein
Eine Vielzahl von Namen eingeritzt
Sollen erinnern an die grausamen Taten
Sollen mahnen an die sinnlosen Kriege

Was könnten sie, alle die hier ruhen
Erzählen von Freud, Glück und Leid
Von Kummer und endlosen Sorgen
Manche Inschrift lässt es erahnen

Eine ungewöhnliche Skulptur
Stehend dort auf der Stätte
Zwei Figuren, menschengleich
Getrennt durch eine Glasplatte

Hände die sich berühren, jedoch nichts spüren
Keinen Atem mehr, der je gehaucht
Bist nun da, auf dieser andren Seite
Doch nichts kann trennen, werden uns wiedersehn

© Ingelore Jung
2013

Informationen zum Gedicht: Stille

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22.04.2017
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