Selbstversuch zum Überdauern
Ein Gedicht von
Joanna Nawrot
Ich bin frei in einer Welt, die für mich unendlich ist, eine Welt dazwischen, zwischen den Zeilen, zwischen den Buchstaben, zwischen den Menschen, den Gefühlen, den Lebenswegen. Entscheidungen werden außerhalb getroffen, Zusagen ohne Absprache zugesprochen, der Bund der Loyalität ohne Vorlauf geschlossen. In der Zwischenwelt throne ich in meiner Mitte, im Kreis meines Vertrauens. Wenn du mir nichts geben kannst, bekomme ich alles. Wenn ich dir nichts sein kann, bin ich alles für dich. Wenn die Zeit abgelaufen ist, bin ich reif genug dafür. Deine Pusteblume ist mir die schönste, dein Traum vom Fliegen mir zum Greifen nah. Und meine Erinnerung an dich glänzt im Regenschauer über unseren verdrehten Köpfen. Den Kopf in den Wolken, den Treibsand an den Schuhsohlen, throne ich in meiner Mitte. Die Zeitfresser können kommen. Wir sind geübt im Überdauern.
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