Seelenpoker

Ein Gedicht von Michael Adamitzki
Es war fürwahr ein mieser Traum,
zwei saßen unterm Apfelbaum.
Gott Vater und zu seiner linken,
der Höllenfürst, sie taten trinken.

Um sie herum da blühten Veilchen,
die beiden tranken schon ein Weilchen.
Die Gläser funkelten im Licht,
da hört man wie der Teufel spricht.

Er sprach sehr undeutlich und laut,
der liebe Gott hat groß geschaut:
“Verzeih, wenn ich dich etwas quäle,
wir spielen mal um Knacki‘s Seele.“

Drauf zog er Karten, die gezinkten.
Gott Vater, der ließ sich nicht linken.
So mischt der Satan Gottes Karten,
hier unterm Apfelbaum im Garten.

Dann hat die Karten er verteilt.
Er sprach, während er kurz verweilt,
er hielt nicht lange hinterm Berg:
“Der Sieger der bekommt den Zwerg,“

Da sah ich, ich fing an zu spinnen,
der Herrgott will ja gar nicht g’winnen.
Ich sah mich in der Höllenglut
und da verflog mein ganzer Mut.

So war mir schon bestialisch heiß,
da putzt mir jemand ab den Schweiß.
Bei ihrem Anblick war mir klar,
das dies niemals die Hölle war.

Informationen zum Gedicht: Seelenpoker

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26.10.2014
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Michael Adamitzki) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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