Schneearmut - Orkanreichtum

Ein Gedicht von Hans Hartmut Dr. Karg
Schneearmut- Orkanreichtum

Im Schwarzwald schneite es früher viel mehr,
Als es noch die hartlangen Winter gab.
Bäume brachen unter Lasten, die überschwer
Teile verloren, wo krachender Kälte Stab.

Dann kamen sie mit Rössern zum Wald,
Zogen heraus die gefallenen Tannen,
Die ewig schon hier standen und uralt
Aufragten hoch über alle Schneewannen.

Sehr viel milder ist es längst geworden,
Nur die höchsten Wipfel tragen noch Hauben
Aus Schnee, der immer seltener aus dem Norden
Herkommt, um überall Skifahren zu erlauben.

All' unsere Wälder sind seltener weiß,
Denn über das sonnenfindende Jahr
Geht viel zu kurz der Winter auf Reis'
Und gebiert eine Wärme, die sonderbar.

Was waren das doch noch für Winter,
Als die Schwarzwaldhäuser tief verschneit,
Am wohligen Kachelofen spielten Kinder,
Jederzeit wieder zur Schlittenfahrt bereit!

Stattdessen reißen an Dächern Winde,
Sie sich als Orkane schwer ausbreiten,
Bäume umwerfen, Ziegel geschwinde
Hinabstoßen, so dass wir Wege meiden.

In allen Landesteilen ein Durcheinander,
Wenn Fernzüge nicht mehr fahren können
Und Flüsse strömen flutend ineinander –
Wir uns zwangsläufig daran gewöhnen...



©Hans Hartmut Karg
2022

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Informationen zum Gedicht: Schneearmut - Orkanreichtum

122 mal gelesen
17.02.2022
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Hans Hartmut Dr. Karg) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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