Salbadern

Ein Gedicht von Hans Hartmut Dr. Karg
Salbadern

Das Salbadern haben wir verlernt,
Alle Sprache muss konkret sein.
Möglichst faktisch, kaum besternt
Steht das Wort nüchtern, allein.

Feierlich redet fast niemand mehr,
Nicht umständlich, nicht breittretend:
Peinlich empfindet man alles schwer,
Was geweint, wo Stimmen betend.

Natürlich ist das Salbadern gefährlich,
Wenn es nichts anderes als heiße Luft,
Dabei oftmals auch reichlich unehrlich
Aufbereitet ihre Schwülste mit Duft.

Salbadern hat dann seine Zeit,
Wenn man wieder Zeit dafür hat.
Doch manche liegen im Dauerstreit,
Macher sehen nur noch auf die Tat.

Fabulieren geht dadurch verloren,
Dass der Zweck die Mittel heiligt,
Worte nicht mehr neu geboren,
Alles nur noch gegenwartsbeteiligt.

Lasst uns wieder feierlich reden,
Tausendjahrmuff muss es nicht sein:
Siebensagerei hat ja eigene Ketten,
Damit steht jeder Egomane allein.

Sprache ist eben auch Dekoration,
Verziert, verschönert Stimmschilde:
Wortklauberei hat ihre Tradition,
Damit schafft man Wortgebilde.


©Hans Hartmut Karg
2023

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Informationen zum Gedicht: Salbadern

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08.03.2023
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Hans Hartmut Dr. Karg) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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