Oktobersturm
Ein Wind jagt über herbstlich Land,
treibt Blätter hoch, das Gras, den Sand.
Zerrt auch am Kahn, an eisern Trosse,
schon läuft ein Wasser durch die Gosse.
Geheul, Geklapper, Unbehagen,
verkündet schon seit ein paar Tagen.
Nun peitscht der Sturm mit viel Zinnober,
durch jenen Abend im Oktober.
Schüttelt an Bäumen, klopft an Türen,
will uns sein wildes Spiel aufführen.
Gibt sich als Herr der Himmelsreiche,
drückt Meereswellen an die Deiche.
Er pfeift durch Ritzen, kriecht in Ecken,
der alte Dackel im Erschrecken,
bellt ängstlich hinter Fensterscheiben
und möchte heut´ im Hause bleiben.
Auch Mieze Paul, der Stubenkater,
macht heute keinerlei Theater.
Liegt still und friedlich vor dem Herde,
hofft das sein Nachtmahl reichlich werde.
Die Welt ist gram, der Regen prasselt,
im Radio, ein Fräulein quasselt.
Von Börsenkursen und vom Frieden,
uns ist der heute nicht beschieden.
Die Ziegel fall´n von Nachbars Dache,
das wird wohl eine teu´re Sache.
Der Schaden wird für Kummer sorgen,
das bringt viel Arbeit ihm ab morgen.
Recht kurz die Nacht, welch schaurig Klingen,
was wird der Wind an Unheil bringen?
Noch hat er nicht an Kraft verloren,
der unser Dorf sich auserkoren.
Im fahlen Licht, im Kerzenscheine,
verharrt man und fühlt sich alleine.
Man murmelt still und leis Gebete,
schwört das man gute Dinge täte.
Sollt´ Gott, das Häuschen nur verschonen,
man würde es ihm reichlich lohnen.
In dem man in der Messkollekte,
ein Scheinchen mehr ins Körbchen steckte.
Ab drei Uhr früh, kommt die Entwarnung,
verflogen scheint die christlich Tarnung.
Das Sturmgeheul, es klingt nun heiser,
das Klopfen, pfeifen merklich leiser.
Nun kann man schlafen, freudig hoffen,
man war ja nicht so schlimm betroffen.
Die Welt, sie wird nicht untergehen
und morgen muss man weitersehen!
© Hansjürgen Katzer, Oktober 2012
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