Normal glücklich
Normal glücklich
Auf einer Klassenjubiläumsfeier
Trafen sich alle einmal wieder.
Man saß am Bach, beim großen Weiher
Und streckte dort die alten Glieder.
Wie waren manche aufgerückt!
Wie hatten sie ihr Glück gepackt,
Sich mit dem Riesenhaus geschmückt
Und kaum dabei wirklich geplagt!
Zu großer Form liefen sie auf,
Die mit Erfolg und Liebe prahlten:
Das war der Karrieristenlauf,
Bei dem das Leben sie schön malten.
Denn keiner war hier echt geschieden
Und niemand war lebensbelastet.
Das Glück hatte sie nicht gemieden,
Kein Chef war ihnen ausgerastet.
Da fragten sie die einz'ge Stille,
Wie ihr es denn ergangen war.
Sie schob sich höher ihre Brille
Und ruhig ward die große Schar
Die bisher nur bestens gesprochen
Von Häusern, Booten und Reichtum.
Man kam also zu ihr gekrochen
Und drehte sich ganz nach ihr um.
„Ich bin geschieden und allein,
Die beiden Töchter aus dem Haus.
Es hat bei mir nicht sollen sein,
So kam eben das Eheaus.
Doch leb' ich mit 'nem Mann,
Der mich auf Händen trägt,
Mir von Augen ablesen kann,
Was mich erfreut und mich bewegt.
Ja, normal glücklich bin ich halt
Und freue mich im neuen Leben,
Dass frei mir und ohne Gewalt
Es mir kann Liebe geben.“
Da wurd' den Kameraden klar,
Dass vielleicht im Normalen
Das Aufschneiden wirkt sonderbar,
Abstoßend stets das Prahlen.
Erst jetzt wird alles Plaudern schön,
Erinnerlich beim guten Essen,
Wenn man sich kann als Schüler seh'n,
Wie toll Schulzeit gewesen.
©Hans Hartmut Karg
2018
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