Moloch
Ein Gedicht von
Anouk Ferez
All diese Worte mit denen ihr
mich besprecht, ihr Guten,
wohlwollend - wie sollt es auch anders sein?-
unter eurem Heiligenschein
spring ich doch dem Moloch mitten ins Maul,
lass Tropfen für Tropfen meiner Wut
in seinen Rachen bluten,
um ihn mit mir daselbst zu nähren
in den heiligen Sphären
eurer verlogenen Existenz.
Sonst werd ich selbst zum Tier,
so heiß brennt tief in mir
die Glut.
Nun, was ist, ihr predigt mir
von Treue und gar von Liebe…
Ha! Wer von euch hat je den Weg
hinter meiner Stirn beschritten?
Wer ging denn je durch meine Tür
- die war offen!
Aber nein, denn euer Hoffen
euer Sinnen, ihr Frommen,
war so bequem, dort in den Bänken...
Und ich, Herrgott ich spüre
träge Feigheit in eurem Denken.
Wer von euch ist je
in meinem Blut geschwommen?
Lasst mich,
lasst mich einfach bei euch grasen!
Keine Bange, ich nehme nicht
mehr von euch ihr feinen
Apologeten.
Könnt ich jemals wider eure Phrasen
mehr wünschen als mir
in euren Augen zusteht?
Doch wer mir von Liebe spricht
fischt besser im Reinen
- und trinkt selbst Wasser
statt Wein
und zögert nicht sondern
taucht tief in mich ein.
© Anouk Ferez 7-2015
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