Malen in der Camargue / Südfrankreich

Ein Gedicht von Gabriele Weinschenk
Bemalt sind alle Leinwände
bis zum äußersten Rand
Im Olivenhain reift die Frucht
schwillt wird schwarz und fällt
Bis zum Mittag steigt die Sonne
so hoch noch höher - brennt
Unterhalb der Salzblume
kristallisiert Sel gris
Man lässt die Pinsel liegen
fasst sich ans nicht abgeschnittene Ohr
hungrig und durstig kehrt man ein
in ein winziges Restaurant
trinkt roten Wein
verdünnt mit Wasser
und schaut dem knusprigen
Fisch direkt in die Augen
Großzügig wird nachgeschenkt
Vom Tisch fällt die Gabel
Der Kellner hebt sie auf
überreicht eine andere Dreizackige
so theatralisch wie ein Pikador
Ich steche zu und lege vorher
ein Salatblatt auf die Augen
Man lenkt sich ab und sieht
auf Plakate die den unblutigen
Stierkampf ankündigen
Der Küchenchef tritt heraus
wie ein echter Matador
fragt ob der Fisch schmeckt
Überschwänglich wird
seine Kunst gelobt
Triumphierend tänzelt er
ganz unverletzt zurück
in seine winzige Arena
Wir so abgekämpft sehnen
uns nach Mittagsschlaf
oder einem Bad im Meer


© Gabriele Weinschenk 09.09.2013

Informationen zum Gedicht: Malen in der Camargue / Südfrankreich

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12.09.2013
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