Märchenland 6: Gretel von Orléans - die silberne Ritterin
Ein Gedicht von
Belix Bahei
Ich durchwanderte seit Tagen herbstliche Berge und Auen,
sah es in der Ferne, wollte gar meinen Augen nicht trauen.
In silberner Rüstung, wie der Monden Glanz,
im Kampf, vor und zurück, wie in einem Tanz.
Das bedrohliche Untier,
kochend heiß, direkt vor ihr,
starr und doch gleichzeitig überall,
in ihm gärt flüssig pures Metall.
Heißer Dampf aus allen Öffnungen spie,
wahrlich ein ekelhaft monströses Vieh.
Ich sah, sie sprang zurück, stieß nach vorn,
sie von allen Seiten auf das Monster hieb,
wich geschickt aus dem spitzscharfen Horn.
So war das Bild, als ich von den Bergen stieg.
Ein metallener Wurm, wie eine Kutsche so groß,
zu ihren Füßen lag, Blut über den Boden floss.
Da sah ich sie, ganz silbern, in ihrer vollen Montur,
so groß, so von ritterlich imponierender Statur,
eine Frau, in Rüstung und Helm - schön in ihrer Natur.
„Gnädige Dame“, ich sprach zitternd in heller Aufregung,
„entsprecht doch meiner Bitte und gebt mir euren Namen kund.
Will von eurer großen Heldentat berichten jedermann,
überall, an jedem Ort, wo man mich lässt und ich es kann.“
„Ach, ihr Wandersmann, trefflich von einfacher Art,
glaubt ihr, hier wären Heldentun und Mut gepaart?
Dies ist meine Bestimmung, meine Aufgabe hier,
ein einfacher Kampf mit einem bösen Ungetier.
Dies ist mein täglich Einerlei.
Also lasst mich durch - geht vorbei.“
So schritt sie fort, sich in der Ferne verlor.
Aber bei allem was mir heilig, ich schwor,
auf ewig ihren Namen zu vermissen,
in großer Liebe zu leben, ohne ihn zu wissen.
Belix Bahei
belixbahei@hotmail.com
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