Leidweg
Leidweg
Sie stand mit ihrem schönen Roller
Am Weg zum Bus, die kleine Maus.
Da schwärmte sie, denn der war toller,
Als anderes im neuen Haus.
Immer kam sie mit ihm gefahren
Und wartete, oft stundenlang,
Bis Großeltern mit grauen Haaren
Kamen endlich den Weg entlang.
Sie freute sich, mit roten Wangen
Erzählte sie, was sie erlebt,
Und während nun zum Haus gegangen,
Spürt' man, wie dieses Kind auflebt.
Sie hatte redend große Pläne,
Wollte später auch zwei Kinder
Und – damit ich dies erwähne –
Bei Eltern wohnen – auch im Winter.
Der Brunnquell kindlicher Seligkeit
War voller Hoffnung, Lebensfreude:
Sie würde kochen, wär' bereit
Zur Einladung für nette Leute.
Doch plötzlich stand sie nicht mehr da
Mit ihrem Roller in Erwartung,
Weil Oma, Opa sie nicht sah,
Wo nun alles nur noch Entartung:
Die Eltern hatten sich getrennt,
Großeltern kamen nun nicht mehr:
Wo ein Kind d e n Verlust erkennt,
Da leidet es nur umso mehr.
Wer fragt schon nach Kinderbegehr,
Wo Wohlstandstrennungen stattfinden?
Die Kindersehnsucht hat es schwer,
Weil sie ausbadet Elternsünden.
©Hans Hartmut Karg
2019
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