Konsumrauschkitzel

Ein Gedicht von Friedrich Graf
Konsumrauschkitzel

Du bist zufrieden, froh - - und jauchzt,
weil du viel hast und nichts mehr brauchst.
Total entspannt und ohne Eile,
flanierst du auf der Einkaufsmeile,
wo von Barren-Gold bis Billig-Socken
zigtausend tolle Dinge locken,
und die Leute hinter Fensterscheiben
sich Wühltischschnäppchen einverleiben.

Wohin du schaust herrscht Zupackwut, - - -
doch in dir fließt noch ruhiges Blut.
Du bist beherrscht und hast ganz tolle
den Kauf-Trieb strikt unter Kontrolle.
Das geht auch eine Zeit lang gut,
weil tief in dir Entsagung ruht,
und du trotz lauter Werbungslast,
nichts brauchst, weil du schon alles hast.

Doch irgendwann, nach langen zähen
Bedenken musst du eingestehen:
"Vielleicht könnt ich beim Wunsch-auftauchen,
dies oder jenes doch gebrauchen!"
Du spürst wie sich dein Geist verbiegt
und dich der „Haben"-Reiz besiegt.
Du fällst in ein sehr dunkles Loch
und rollst betäubt die Treppe hoch.

Dann schiebst du schnell im Warenmeer
den Einkaufwagen kreuz und quer,
und pflückst berauscht mal da und dort
die günstigsten Artikel fort.
Dein Wagen ist ein endlos Fass. - - -
Konsumrauschkitzel machen Spaß!
Einst warst du froh, dass du nichts brauchst:
Nun ist`s die KASSE die laut jauchzt!
****

(© Friedrich Graf, Elz)

Informationen zum Gedicht: Konsumrauschkitzel

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08.06.2016
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Friedrich Graf) für private und kommerzielle Zwecke frei verwendet werden.
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