Indianer und Bleichgesicht

Ein Gedicht von Heinz Säring
Ein weißer Mann zum Himmel schaut,
wo er die Hütte hat gebaut.
Er hackt schon Holz, es ist erst Mai,
ein Indianer kommt vorbei.

"Hey, Großer Bruder," fragt er halt,
"der nächste Winter, wird er kalt?
Vielleicht wird er ja mild und heiter?"
"Nein kalt wird's" sagt der und geht weiter.

Der weiße Mann verlässt sich drauf,
hört gar nicht mehr mit Hacken auf.
Der and're abends kommt zurück. -
"Sag, wird der Winter wirklich dick?"

"O ja, der Winter wird viel kalt!" -
und dann verschwindet er im Wald.
Der Weiße hat das ernst bedacht,
er hackt fast nur noch, Tag und Nacht.

Der Rote ruft jetzt schon vom Weiten:
"Der kält'ste Winter aller Zeiten!"
Der Weiße fällt erschöpft ins Gras.-
"Nun sag mir, woher wisst ihr das?"

Die Rothaut spricht, nicht ohne Stolz:
"Nun ja, mein Freund, das weiß man halt,
wenn weißer Mann hackt viel, viel Holz,
dann werden Winter viel, viel kalt!"

Informationen zum Gedicht: Indianer und Bleichgesicht

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15.09.2011
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