In der Schublade

Ein Gedicht von Klaus Enser-Schlag
Heut‘ morgen bin ich aufgewacht,
ich glaub‘, es war um sechse.
Es herrschte noch stockfinst’re Nacht,
ich dacht‘ an jene Hexe
die mich hier lang schon eingesperrt
obwohl ich es nicht wollte,
ich hab‘ geflucht und auch geplärrt,
mein Selbstbewusstsein grollte…

So lieg‘ ich hier in diesem Ding,
ich hasse die Schublade!
Sie schert es keinen Pfifferling,
ich finde es sehr schade.
Die Hexe heißt Frau Pfaffengrund,
erstellt die Expertise.
Ihr niederschmetternder Befund:
„Ihr Manuskript ist miese!“

Als Redakteurin ist sie schlecht,
denn sie will stets das Gleiche,
mit Neuem macht man’s ihr nicht recht,
der boshaften Blindschleiche!
So zwingt sie mich zum Einheitsbrei
den ich muss bitter schlucken,
sonst ist es mit dem Lohn vorbei,
drum kann ich nicht aufmucken…

Informationen zum Gedicht: In der Schublade

751 mal gelesen
14.09.2015
Das Gedicht darf nur mit einer Erlaubnis des Autoren kopiert oder veröffentlicht werden. Jetzt Anfrage stellen.
Anzeige