In der Kranichstraße
In der Kranichstraße
Niemals hat dort ein Kranich gestanden,
Auch nicht gelebt und gebrütet,
Wo sie sich seinst versprochen, verbanden
Als Paar, zum Glücke behütet.
Und Jahr aufs Jahr kam ein weiteres Kind,
Zärtlichkeit musste doch sichtbar sein.
Sie lebten in freiheitlichem Götterwind,
Gern schob sich da Liebe hinein.
Im kleinen Zimmer schliefen die Kinder,
Zwei in Betten oben und zwei darunter.
Da war's noch kalt, es gab einen Winter,
Am Schreibtisch der korrigierte Vater munter.
Aus allen vier Kindern ist etwas geworden,
Als erfolgreicher Arzt praktiziert der älteste Sohn.
Auch dem Zweiten öffnete der Beruf die Pforten:
Als Stiftungsvorstand erhält er den Lohn.
Die Tochter bildet nun Lehrkräfte aus,
Der jüngste Sohn musiziert als Tubist.
Längst sind sie entflohen dem Elternhaus,
Denn jeder weiß, wo er erfolgreich ist.
Verweist ist die Kranichstraße jetzt,
Wo die Familie früher nach Glück gestrebt.
Nur der Tau am Morgen die Wiese benetzt,
Wo jung einstmals der Himmel gelebt.
©Hans Hartmut Karg
2021
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