Helldunkle Tage

Ein Gedicht von Torsten Hildebrand
1. Selbst im Spiegel
Verzerrt sich das Wutgesicht
Zur einer Fratze

2. Das Geräusch von Glas
Übern Vitrinentisch
Wirbelt Staub auf

3. Im Licht des Frühlings
Trägt Hauswand Sommersprossen
Vom Zweig der blüht

4. Gleich gibt es Frühstück
Am frischgelgtem Ei
Dampft noch Hühnerkot

5. Im wälzendem Schlaf
Zeigt mir dunkler Traum
Einen Totenhof

6. Ein Nackedei
Zur Mutti spricht
Spiel Pupseblume

7. Kinder im Reigen
Bringen Blumen zum tanzen
Allein durch Klatschen

8. Sonne steht lang
Wenn Blaubeeren reden
Muffins müffeln

9. Helldunkle Tage
Trotz warmer Energie
Das Wasser so grau

10. Im Grünem getarnt
Spionin Antiheldin
Dieser Tag weiss nichts

11. Selbst der Sensenmann
Mag keine Tabletten
Verschiebt seinen Besuch

12. Die Wut wird kleiner
Bei kurzen siebzehn Silben
Das Lächeln breiter

13. Es landet ein Schwan
Die Fahrrinne im Wasser
Löst sich auf

14. Der Frühlingswind
Warmwehender Schelm
Hebts Röckchen an

15. Das Tatoo der Dame
Über den Knöchel
Trägt einen Fussreif

16. Mit kleinen Schritten
Der Tanz der Geisha
Wärmend wie Flammen

17. Die Frostnacht heute
Trägt Eiszapfen Tatoos
Aus Mond und Spitze

18. Ein Kind schaut staunend
Auf ein fremdes Tatoo
Will sich bemalen

19. Kinder bemalen
Den Schulhofasphalt
Mit Kreide Tatoos

20. Das Phönix Tatoo
Auf nackter Schulter
Streng bewachte Haut

21. Sternengrasföten
Aus Nachtduftenden Hecken
Das Echo spielt mit

22. Das junge Mädchen
Auf dem lila Fahrrad
Fährt kleine Kurven

23. Menschlicher
Marionetten mit Masken
Im Puppentheater

24. Schuhe rot
Schlanke Füsse
Und ein Stock

25. Das Sommerblau ruft
Durch siebzehn schlanke Pappeln
Erde heilt und blüht

26. Der junge Uhu
In seinem Kieferversteck
Ruft nach Futter

27. Nestbau ganz anders
Rund um die Folie im Baum
Achtzehnuhrzwanzig

28. Der weisse Jasmin
Öffnet die Pforten
Für Imme und Hummel

29. Auf deinem Körper
Kullern die Regenbögen
Jeder ist schön

30. Das ist wohl Schönheit
Auch mit Eitelkeiten
Sexy zu zwinkern

31. Mode Safari
Im Kimono
Bringt sie indischen Tee

32. Mein Osterkaktus
Mit violetten Spitzen
Duftende Ruhe

33. Frau mit tiefen Hut
Wirft Blick nach Oben
Samtblauer Himmel

34. Honig fürs Herz
Das Erotik Spiel bleibt
Ambrosia und Eden

35. Krumme Holzbrücke
Übern Fluss zum Garten
Grüsst räuspernd der Wind

36. Schwer und schwül
Klingt das Krötenkonzert
Durch Sommers Dunkelheit

37. Durch schwarze Wolken
Bersten Blitze
Häuser zittern

38. Auf ihrem Weg
Frisst Schnecke weiches Brot
Der Wind pfeift Schneekalt

39. Sonne niest aus Wolken
Wasserfontänen
Der Tag hat Schnupfen

40. Das Schwarz der Witwe
Und das bestickte Schneuztuch
Fassungsvoll rührend

41. Die Stundenkerze
Verbreitet flackernden Schein
Ganz ohne Dornen

42. Höflichkeit
Macht manchmal begehrenswert
Im Spiel der Worte

43. Dem Tod von der Schippe gesprungen
Die Sense mitgenommen

44. Das Kondolenzschreiben
Zwei goldene Rosen
Schon die Schrift tröstet

45. Steine erzählen
Leuchtenden Nachtkerzen
Vom Werden und Tod

46. Zur Nachtzeit
Als man den Friedhof zuschloss
Sang ein Vogel

47. Badender Bartkauz
In der Wanne aus Plastik
Das Jagen hat Zeit

48. Alles Verdrängen
Was man dir ansieht
Färbt die Haut Wutrot

49. Auf meinem Strafzettel
Sitzt eine Fliege.
Brummt weg. Über Gebühr.

50. Vom Blitz getroffen,
Streckt Baum, seine Hände.
Gespalten zum Gebet.

51. Alleine unterwegs.
Ich und Gedanken.
Wind auf der Haut.

52. Im spiegelndem Meermond,
Tanzt frei ihr Schatten.
Spätherbst sammelt Laub.

53. Todes Achtsamkeit
Fährt über die Haut.
Signal um Signal.

54. Der beste Handwerker,
Das ist der Tod.
Kommt immer. Scheitert nie.

55. Die Traumwelten
Am Horizont
Von Wolkenland.

56. Wie sich das anpasst:
Das Gefieder des Reihers,
Zum Grün des Flusses.

57. Der südliche Fruchtwind,
Zum Sonnepflücken,
Macht Muskeln sauer.

58. Mit tänzelndem Schritt,
Ziehst du dich aus.
Pocht singend mein Puls.

59. Mit wenig Aufwand
Entschlacken wir Bäume,
Vom Harz zum Sirup.

60. Collagenfieber.
Im Namenn der Gunst:
Köpfe müssen ab.

61. Nach dem Regen,
Die leere Pappschachtel.
Augenwasser.

62. Im Türrahmen:
Zwei Koffer.
Ihr Parfüm.

63. Bei Buddhas Anblick,
Schwelgen Paradiesvögel,
Im sichtbaren Glück.

64. Der geizige Prinz
Kann nicht froh und munter sein.
Sehr viel Lärm um Gold.

65. Wie trocken das blitzt.
Selbst Vorstadtfrösche,
Tragen Sonnenbrand.

66. Wie das widerhallt:
Auf Krankenhausfluren.
Kommen und Gehen.

67. Bei diesem Regen,
Tanzen Gullideckel.
Kaputte Schirme.

68. Alles im Wandel.
Wildnis und Abenteuer.
So lockt Freiheit.

69. Mondschattentänzer,
Zur Musik der Zikaden.
Sandbodenrhytmus.

70. Bauchige Wolken,
Verstecken Sonne.
Schuhe warten.

71. Jetzt heilen Wunden,
Reif sind die Birnen.
Herbstsonne.

72. Am Montag zur Nachtschicht,
Zeigt elfischer Mond:
Lustige Gesichte.

73. Im Streichelzoo:
freundliche Lippen.
Auch da sind Zahnlücken.

74. Tau als Apostroph,
hängt im: Spinn'gewbetem Netz.
Der Nebel so flach.

75. Die Nacht ist so heiss,
dass das Neglige
von der Haut schlüpft.

76. Der Wärter tigert,
wie im Käfig,
vor dem Bild mit Streifen.

77. Das Kind ist fasziniert
vom weissem Tischtuch.
Setzt: Möhrchenbreizeichen.

78. Auf dem Weihnachtsmarkt:
Nur gezuckerte Menschen.
Glühwein und Eintopf.

79. Dezemberhaar,
wie's leuchtet im Schnee.
Stille schmeckt süss.

80. Dezemberlicht
leuchtet im Schnee.
Süsse Stille.

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1. Im Schachspiel der Zeit,
lauern Gelegenheiten.
Urians Hörner.

2. Der Rausschmiss zur Nacht,
klopft er an die Zimmertür,
in Unterwäsche.

3. Die fremden Menschen,
bei Facebook so nah.
Zu welchem Parkplatz?

4. Mai hat Schweigen!
das Blumen aufblühen.
Venus - Vergleiche.

5. Überraschungseffekt.
Papagei im Käfig:
" Das ist nicht Rainer. "

6. Am weissem Kragen,
blieb das Geheimnis haften.
Leichtes Rot vom Stift.

7. Am Brückengeländer
geht die Frau in Gelb.
Eine Mondperle.

8. Unbezwingbare Zeit,
läuft frischen Kurs.
Verleiht: Dolch und Seide.

9. Unter dem Mond,
ein Strahlenkranz - Bildnis.
Frost küsst Rose.

10. Kinder - Applaus.
Bunte Spangen im Haar.
Frisur ist geglückt.

11. Das Neue Jahr,
um Körper zu stählen.
Eisbaden.

12. Bald sonnig und blau.
Frühlingsfarben erwachen.
Noch zwitschert es leis'.

13. Von Birnen und Feld,
trägt des Herbstes Abend:
Süssen Ernteduft.

14. Oktobernebel,
behängen sanft die Wälder.
Südwärts die Vögel.

15. Das Schlittengespann,
vor dem Kaufhaus.
Voller Geschenke.

Informationen zum Gedicht: Helldunkle Tage

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-
13.04.2014
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Torsten Hildebrand) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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