Hallig im Sturm

Ein Gedicht von Helge Klein
Friedlich liegt im Wattenmeer
ein Eiland, flach und grün.
Wolken ziehen überher,
still liegen Strand und Dün'.

Ein Fischerkahn aus morschem Holz
ruht fest vertäut am Strand.
Einst fuhr er übers Meer voll Stolz,
heut' rottet er im Sand.

Doch aus der Ferne dröhnt ein Grollen,
schon bald bläst frisch der Wind.
Gekrönt mit weißen Gipfeln rollen
die Wogen an geschwind.

Bald bricht mit Macht der Sturm herein,
das Meer zeigt sich voll Zorn.
Sollt' dies der Insel Ende sein?
Ist's Eiland gar verlor'n?

Mit Wucht zerreißt die See den Strand,
verschlingt die alte Brücke:
Wo eben noch ein Bootssteg stand,
klafft eine große Lücke.

Doch schon am nächsten Tage früh,
wenn sich der Sturm gelegt,
wird wieder aufgebaut mit Müh',
was gestern fortgefegt.

So geht das Leben seinen Gang,
so kennen es die Friesen:
Was einst der Mensch dem Meer abrang,
holt's sich zurück von diesen!

Informationen zum Gedicht: Hallig im Sturm

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12.08.2020
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