Hände weg, Fräulein

Ein Gedicht von Heinz Säring
Es gab im Betrieb eine sehr feuchte Feier,
dem Gustav, dem war das schon nicht recht geheuer,
er lebte sonst ruhig und ziemlich solide
und wusste zu Haus sitzt allein die Elfriede.

Doch diese Nacht haben ihn Kumpels bewogen,
sie sind noch durch Kneipen und Nachtbars gezogen.
Sonst haben die Kneipen ihn nie intressiert,
Man kann ruhig sagen, er war nicht trainiert.

Erwachen nach Mittag, der Blick noch verschwommen.
Er ist früh beizeiten im Haus angekommen.
Da war es schon helle, vorbei war die Nacht,
zwei Kumpels, die ham ihn nach Hause gebracht.

Er hat in der Wohnung, es war kaum zu fassen,
ganz unappetitliche Spur'n hinterlassen
und hat sich dann schließlich am Ende der Nacht
mit Hosen und Schuhen aufs Bette gekracht!

Man muss es so sagen, es stimmte ja wohl:
Der Gustav, der war heute sternhagelvoll.
Er war so betrunken, er wusste sogar
nicht mal, dass er in seiner Wohnung jetzt war.

Am Nachmittag ist er erst zu sich gekommen,
und ahnt nur, er hat sich ganz scheußlich benommen.
Er hat sich dann mächtig zusammengerissen,
er fühlt sich hundselend, so richtig beschissen!

Was bin ich bloß für eine dreckige Sau! -
Er fürchtet die bitterste Stimmung der Frau.
Doch die hat inzwischen ein "Frühstück" bereit,
den Tisch schön gedeckt, ach wie tut es ihm Leid!

Sie waren ja sonst ein verträgliches Team, -
doch heut, warum ist sie so freundlich zu ihm?
Er war "heute morgen" so ängstlich gestartet
und hatte ein schlimmes Gewitter erwartet.

Dann musst sie zum Einkauf die Wohnung verlassen,
sodass er und Anton alleine dasaßen.
Der Anton, sein Sohn, klärt ihn auf, leicht gerührt,
er wusste genau, was heut früh ist passiert:

"Die Mama, die wollt' dir die Hosen ausziehn,
doch du missverstandest ihr ganzes Bemühn,
du glaubtest, du wärst bei 'ner anderen Frau,
schlugst ihr auf die Finger - du warst ja so blau!

"Die Hände weg, Fräulein! Das hat keinen Sinn,
weil ich nämlich glücklich verheiratet bin."

Informationen zum Gedicht: Hände weg, Fräulein

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01.08.2011
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