Großblume

Ein Gedicht von Hans Hartmut Dr. Karg
Großblume

©Hans Hartmut Karg
2017

Man schenkte ihr den langen Stängel,
Denn Kleinheit war ihr nur ein Gräuel,
Beschenkte sie wie einen Engel
Mit Knolle und mit Wurzelknäuel.

Als Dank stand sie nun in der Vase
Und sah zunächst recht einfach aus.
Doch dann begann die Aufblühphase:
Die Blüten kamen rasch heraus.

Die erste, große Riesenblüte
Versprühte schon ihr Dunkelrot.
Während die zweite sich bemühte,
Schob schon die dritte sich ins Lot.

So thronte auf recht hohem Stand
Die Amaryllis obenauf,
Verschönerte die hohe Wand,
Veredelte den Tageslauf.

Unwirklich, diese großen Blüten
Und übermächtig diese Farbe!
Man muss sich vor der Blume hüten,
Damit nicht süchtig man dort darbe!

Sie überwältigt manche Seele,
Die einfacher durchs Leben ginge,
Sich sehr bescheiden weiterstehle,
Wenn zur Bestimmung sie sich bringe.

Nicht jeder grandiose Zauber
Bereichert mit der schieren Größe,
Wird liebenswürdig als Entstauber,
Wenn seinen Stempel er entblöße.

Drum hüte Dich vor zu viel Größe,
Mit der die Blumenwelt aufwartet.
Nicht alles, was die Farbe löse,
Ist dauerhaft auch gut geartet.

*

Informationen zum Gedicht: Großblume

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20.09.2017
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