Gevatter Tod schleicht übers Moor...

Ein Gedicht von Klaus Enser-Schlag
Gevatter Tod schleicht übers Moor,
blickt lauernd auf das kleine Städtchen,
der Jugend Ruf tönt ihm ins Ohr
von frohen Knaben und auch Mädchen…

Mariechen mit dem blonden Haar,
sie ist das schönste Kind von allen
wie tanzt und singt sie wunderbar,
da staunen selbst die Nachtigallen…

Da steht ein fremder Mann vor ihr,
auf ihr Gesicht fällt schwarz ein Schatten,
er sagt ganz freundlich: „Komm‘ mit mir!“
und schenkt ihr leck’re Zuckerwatten…

Die andren Kinder rufen: „Nein!
Du darfst niemals mit Fremden gehen!“
ER flüstert ihr ins Ohr hinein:
„Willst Du die Mutter wieder sehen?“

Mariechens Mutter ist längst tot,
doch keiner hat sie hier vergessen,
das Mädchen blickt ins Abendrot
und hört Musik von Totenmessen.

Der Schwarze greift nach ihrem Arm,
wie eisig kalt sind seine Hände!
Er sagt zu ihr: „Gleich wird Dir warm!
Dafür ich Dir mein Wort verpfände!“

Die Kinder weichen scheu zurück,
er führt Marie aus ihrem Kreise
erzählt von Liebe, Leid und Glück
und einer langen Himmelsreise…

Ein weißer Rosenstrauch blüht dort,
wo sie der Tod hat mitgenommen,
es ist des Menschen letzter Ort
dem wir auch täglich näherkommen…

Informationen zum Gedicht: Gevatter Tod schleicht übers Moor...

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15.12.2015
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