Gedankenschmierzettel: Internet

Ein Gedicht von Michael Jörchel
Wir verstecken uns hinter Namen und Nick’s
lassen unseren Persönlichkeiten freien Lauf,
schreiben, was wir uns nie zu sagen trauen,
handeln auch einmal neben der Etikette,
wir sind anonym.

Wir schreiben unsere Gefühle, unseren Frust von der Seele,
niemand kennt uns, wir sind das was wir vorgeben,
kaum einer wird den waren Menschen hinter den Zeilen erkennen
sind zerbrechlich, frustriert, ängstlich, einsam,
wir sind einsam - in einer virtuellen Welt voller „Freunde“

Wir moralisieren, wo wir gewöhnlich schweigen,
verurteilen, wo wir eigentlich immer wegsehen,
lassen die Sau raus, dabei werden wir sonst kaum bemerkt,
schimpfen nörgeln, pöbeln und diskriminieren,
wir sind gerecht und mutig.

Versteckt hinter Monitoren, in den eigenen vier Wänden,
lassen wir unser Bedürfnis nach Macht heraus.
Verurteilen den Pranger des Mittelalters und prangern an,
heute ist es ein lebenslänglicher Pranger.
wir sind zivilisiert

Niemand kann uns dabei sehen,
wie wir, mit Worten, die Persönlichkeit anderer Menschen herabsetzen.
Niemand bemerkt unsere Selbstgerechtigkeit,
wenn wir Menschen, für ihr Anders sein, verurteilen.
wir sind anonym

Es lebe das Internet


© Michael Jörchel

Informationen zum Gedicht: Gedankenschmierzettel: Internet

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28.07.2011
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