Fehltage

Ein Gedicht von Hans Hartmut Dr. Karg
Fehltage

Da seh' ich am Morgen Fleißige zur Tram streben
In Arbeitsregionen Europas, wo der Wohlstand
Von London aus nach Osten will Arbeit geben,
Weil man sich da auf ein Arbeitsethos verstand.

Man lebte reich, vom Staat nicht alimentiert,
Denn man kannte den Segen eigener Arbeit,
Weil man gewissenhaft den Beruf ausgeführt,
Täglich zu seiner Pflichterfüllung bereit.

Andere häuften lieber Fehltage an,
Ließen sich gehen, während andere malochen:
Wer sich nur in Hängematten legen kann,
Der kommt immer wieder um Staatshilfe gekrochen.

Früher gab's noch Karenztage, die sind heute weg,
Erst nach drei Kranktagen bekam man wieder Lohn.
Wer ohne Not zu oft fehlte, war das ein Beleg,
Dass die Kündigung flatterte zu denn schon.

Damals waren die Fehltage noch im Lot,
Nur die tatsächlich Kranken blieben zuhause,
Denn wo das Arbeitsethos verinnerlichtes Gebot,
Da stand dem Kranken zu die Arbeitspause.

Würde man heute auch nur einen Karenztag einführen,
Ging das Geschrei der Arbeitsunwilligen wieder los:
Man muss sich in der Demokratie ja nur aufführen,
Selbst wenn der Wirtschaftsschaden riesengroß.


©Hans Hartmut Karg
2023

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Informationen zum Gedicht: Fehltage

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30.01.2024
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Hans Hartmut Dr. Karg) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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