Es ändert sich
Ein Gedicht von
Jan Hartmann
Es hält sich trotzend ein Gerücht das sagt
Nichts ändert sich am Lichte und der Nacht
Es ist ein Hirte doch und der hält Wacht
Und auch die Sterne bleiben uns am Himmel stehn.
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Doch als die Nacht kommt, ist es eine dunkle Nacht.
Laternenlichter sinken auf des Flusses Grund
Und Lerchen rufen mir herüber aus der Finsterkeit:
Lauf hurtig, Mensch, sei wach und sei bereit!
Denn Zeiten ändern sich, o Mensch, so passe auf!
Pass auf und lauf! Denn nichts wird bleiben, wie es einmal war!
Schwer ruht die Fracht auf dem Containerschiff
Und langsam fährt es, bis es endlich steht.
Container scheinen gelb-orange wie Gift.
Und plötzlich lese ich am Rumpfe eine Schrift:
Es ändern sich die Zeiten, Freund, pass auf!
Pass auf und lauf! Denn nichts wird bleiben, wie es einmal war!
Des Baumes Schatten sind auf einmal grell
Es scheint das Dunkel heller noch als hell
Da windet sich ein alter Baum, er dreht sich gegen mich
Dies kommt davon, die Zeiten ändern sich!
Im Rauschen seiner Blätter hör ich, wie er dieses spricht.
Und darum steige bald in meine Krone auf!
So komm, steig auf! Denn nichts wird bleiben, wie es einmal war!
Es geht die Taube durch ein dichtes Gras
Dort zu dem Brunnen wo die Rosen stehn
Und humpelt bloß auf einem Fuße noch zum Beet
Und kündet mir mit Spuren einen Ruf, worin sie fleht:
Es ändern sich die Zeiten, Mensch, und darum flieh!
Und spute dich, wenn einer jemals nach dir greift.
Da graust es mich, ich trinke langsam aus
Ich kehre um, es steht die Sonne tief
Und die Passanten sagen mir mit einem Blick:
Nun weißt auch du vom Weltenmißgeschick!
Und drum muss es so sein, mein Freund, drum flieh!
Nun flieh! Denn nichts wird jemals wieder sein wie es noch ist.
Nun flieh, und kehre um und kehre heim!
Und suche deines Hauses Schutz und hüte dich!
Denn längst auch können wir die hellen Schatten sehn.
Und längst auch können wir erkennen und verstehn:
Dass sich die Zeiten ändern, und
Dass nichts so bleibt, so wie es einmal war.
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