Erstgeborene

Ein Gedicht von Hans Hartmut Dr. Karg
Erstgeborene

Haben sie nicht alles mitbekommen?
Da ist nach der Entbindung elterliche Freude:
Geborene werden gerne in den Arm genommen,
Verwandte kommen – und auch viele Nachbarsleute,
Treffen sich sodann im Storchenhaus, bringen Gechenke,
Damit die Liebe ihre volle Kraft zum ersten Kindlein lenke.

Nachfolgende Geschwister haben nur den Namen,
Erstgeborene haben vieles längst erlernt,
Verkörpern fortan jenen Lebensrahmen,
Von dem sich schon das Zweite nicht entfernt,
Denn auch was aussieht, als wär's nur ein Spiel,
Ist meist doch ausschließlich ein Erstgeborenenziel.

Daraus können sich so ein Leben lang
Die nachfolgenden Kinder nicht befreien.
Gar manche müssen deshalb lebenslang
Scheinbares Unrecht in die Wälder schreien.
Ja, manche wären sogar zum Garaus bereit –
Und immer wieder gibt es Neid, Missgunst und Streit.

Das schmerzspürende oder das vermutete Gefühl,
Man wäre niemals Lieblingskind gewesen,
Trägt lebenslang bei zum Seelengewühl,
Mit dem sich manche überflüssig stressen,
Denn elterliche Liebe lässt im Lebensschein
So manches Kind niemals geborgen sein.

So sind Geschwister leider oft zerstritten,
Weil sie nicht in den Müllcontainer schicken,
Was einstmals ihre Seelen übelst geritten.
Sie können das bis heute nicht abnicken,
Was als Gepäck sie mit sich tragen als ein Leid,
Zur Lebensfreude und Begegnung nicht bereit.


©Hans Hartmut Karg
2019

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Informationen zum Gedicht: Erstgeborene

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24.07.2019
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Hans Hartmut Dr. Karg) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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