Erdbeerküsse

Ein Gedicht von Martina Wiemers
Im Märchenland der König,
schämte sich damals ein wenig,
weil sein Töchterchen Dornröschen,
trug ein viel zu kurzes Höschen,
als Graf Kunibert von Witten,
bei ihm um ihre Hand wollt bitten,
denn sein Antrag lies sie kalt,
Kunibert war ihr zu alt,
schon nach dem Mittagessen,
hatte sie ihn längst vergessen.

Etwas später auf der Decke,
hinter einer Rosenhecke,
sprach sie leis am Telefon,
zu Rumpelstils schönem Sohn:
„ich hab Lust, mehr als ein bisschen,
auf zuckersüße Erdbeerküsschen,
komm bei Vollmond in mein Zimmer,
länger warten will ich nimmer,
lege ab schon mein Geschmeide,
trag für dich „ Ein Nichts aus Seide“.“

Jung Rumpelstils um Mitternacht,
hat frische Erdbeeren mitgebracht,
steckt ihr gleich eine in den Mund,
denn Vitamine sind gesund.
Erst morgens früh um halb sieben,
hat der Hahn ihn dann vertrieben.
Dornröschen müd im Himmelbett,
dacht bei sich: „es war zwar nett,
doch Schneewittchen hinterm Berg,
nascht Erdbeeren mit jedem Zwerg.“

Sie zog ihr Höschen wieder an
sagte zu sich: “wenn die das kann,
will ich ab jetzt es auch versuchen.“
Backt schnell einen Erdbeerkuchen,
ruft an dann den Prinz Drosselbart,
ein Baum von Mann, doch lieb und zart.
Der kam sofort und blieb ein bisschen,
und schenkte ihr zwei Erdbeerküsschen.
Früh kräht der Hahn laut auf dem Mist,
wer wohl der Allernächste ist?

In Märchenland der König,
erfährt davon nur wenig,
das täglich sein Dornröschen,
in ihrem kurzen Höschen,
vernascht so manchen Freier,
mal Hinz, mal Kunz, mal Meier,
nur Graf Kunibert von Witten,
lässt sie zappeln und lang bitten.
Erst als er liegt schon fast im Sterben
wird er ihr Mann,sie reich durchs Erben

(C) Martina Wiemers

Informationen zum Gedicht: Erdbeerküsse

4.200 mal gelesen
(Eine Person hat das Gedicht bewertet. Der Durchschnitt beträgt 4,0 von 5 Sternen)
-
12.07.2011
Das Gedicht darf nur mit einer Erlaubnis des Autoren kopiert oder veröffentlicht werden. Jetzt Anfrage stellen.
Anzeige