Ein Leben verschwindet

Ein Gedicht von Michael Jörchel
Langsam geh‘ ich durch die Räume,
vieles ist mir heute fremd.
Ich wünsche mir, dass ich nur träume.
Gibt es hier keinen, der mich kennt?

Es gibt hier viele nette Leute
doch es ist nicht mehr mein zu Haus.
Die Heimat meiner Lebensfreude.
Wie komme ich hier nur wieder raus?

Meine Welt scheint zu verschwimmen,
viele Menschen sind schon fort.
Ich denk manchmal ich wär von Sinnen.
An diesem fremden Ort.

Das Datum hab ich längst vergessen,
Worte fallen mir nicht ein.
Habe ich heute was gegessen?
Was mach‘ ich hier, in diesem Heim?

Ich sehe im Spiegel ein Gesicht
von einem alten Mann.
Diesen Menschen kenn ich nicht
weil ich doch nicht so alt sein kann.

Ich hab doch erst mit Mutter, Vater
einen Waldausflug gemacht.
Am Sonntag ging es ins Theater,
wir hatten Spaß, haben gelacht.

Mutter kam mich erst besuchen,
darüber freute ich mich sehr.
Sie sagte, bei Kaffee und Kuchen,
dass sie meine Tochter wär.

Meine Welt scheint zu verschwinden,
verblasst im Laufe meiner Zeit.
Kann mich hier nicht wiederfinden.
Bleibt mir nur noch die Vergangenheit?

© Michael Jörchel

Informationen zum Gedicht: Ein Leben verschwindet

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15.06.2013
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