Ein kleiner Brief (Teil 1)

Ein Gedicht von Marcel Strömer
Seit Wochen habe ich auf ein Lebenszeichen von dir gewartet, aber vergebens. Am Anfang drehten sich meine Gedanken wie ein Globus um seine eigene Achse, wirbelten mir sämtliche Buchstaben durcheinander. Ich erinnere mich an die schöne Zeit mit dir, eine Zeit die man nicht vergisst und an Bildausschnitte, die an einer Kette aneinandergereiht, für mich zum Film mit Endlosschleife wurde. Ich zappe mich immer und immer wieder durch die Kanäle der Erinnerungen, obwohl sich diese Rückblicke aus meinen Gedächtnis langsam entfernen - sich täglich ein Stückchen mehr verdunkeln, bleibt nichts wie es war, bleibt immer weniger für mich klar sichtbar. Dennoch zeichnen sich immer noch die deutlichen Umrisse unseres gemeinsamen Seelenrausches in meiner nächtlichen Traumkammer ab. Ich verspüre noch einmal deine Flüsterworte im Ohr, das sanft Gehauchte, das Zärtliche zwischen den Fingern, die kräftigen Pulsschläge unseres seligen Luftschnappens. Wir, die dem Licht aus Herzgefühl sehnsuchtsvoll folgten, das jenem speziellen Sonnenstrahl gleicht, das mit seinem feurigen Himmelspfeil die durstigen Wanderdünen der menschlichen Seele akribisch durchsuchend durchstreift, um in fester Absicht ein sicheres Plätzchen zu finden, zuversichtlich die Samen aus Liebe, Glaube und Hoffnung für lange Zeit behutsam in die warme Wüstenhaut zu legen. Es schien so, als wäre es für eine Ewigkeit, so sicher, vergleichbar mit der Unerschütterlichkeit der innigen Zuwendung einer liebenden Mutter, zu ihrem einzigen Kinde, die dein und mein Herz zu einem Schwur verband, dem Brüchigen zu trotzen. Ich erinnere mich noch genau, an die Augenaufschläge, die mit bunten Regenbogenfarben gefüllt - mutig trugen wir ein Stück Himmel in den Armen zur Aussichtsplattform, Berührungen bis hin zur Flügelverschmelzung, hin zur Flucht erregter Zitterströme gezeugter Wellen, ähnlich der schäumenden und wilden Brandung eines tosenden Meeres. Dazwischen, die so vertraute Zweisamkeit unserer Lippengespräche, in freier Kopfbahn. Zuletzt auf hingebungsvollen Knien, die Sternenhälften geformt zu Nackengeschmiegtem, wussten wir die Konturen der Wangen nachzeichnend, dass Küsse bis sie an allen Fingerkuppen haften, die fordernde Glut im Herzen erwecken können, die schneller und hungriger als jede Flamme erwacht, versucht mit einer so umfassend lieblichen Herzenswärme, befähigt die vielen Enden der Welt zusammenzuhalten.



© Marcel Strömer
(Magdeburg, den 05.07.2016)

Alle Rechte vorbehalten, besonders das Recht auf Vervielfältigung und Verbreitung, sowie Übersetzung. Kein Teil des Textes darf ohne schriftliche Genehmigung des Autors reproduziert oder verarbeitet werden




© Marcel Strömer
(Magdeburg, den 05.07.2016)

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Informationen zum Gedicht: Ein kleiner Brief (Teil 1)

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05.07.2016
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