DIE ZAHL 2
Ein Gedicht von
Jürgen Wagner
Wir sind symmetrisch aufgebaut,
was sehr harmonisch dann ausschaut:
zwei Augen, Lippen und zwei Ohren
zwei Nasenlöcher - auch zum Bohren
Zwei Mal die Hand, das Bein, die Niere -
was für ein Gleichmaß, welche Zierde!
Wir sind im Reich von Yin und Yang:
Himmel - Erde, Frau und Mann
Ja, zweisam schön ist diese Zahl,
verbunden, wärmend und loyal
Doch ohne Zwiespalt wär es fad,
denn Spannung braucht das Lebensrad
Wir suchen - finden, tanzen - klagen,
weinen - lachen, schweigen - sagen
Wir kommen - geh'n, gedeih'n - verderben,
werden gebor'n und werden sterben
Die Brüder Grimm, Geschwister Scholl -
so manches Paar ist einfach toll
Doch Bonnie-Clyde und Kain und Abel
sind nicht mehr ganz so akzeptabel
Gewinn - Verlust, Krieg und Frieden
Erfolg und Scheitern, Fürchten - Lieben,
herauf - herunter, hin und her:
das Leben ist schon ganz schön schwer
Ein Gleichgewicht darf man erreichen,
muss manches Hergebrachte streichen
Doch ist die Waage austariert,
lebt sich's durchaus konsolidiert
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