Die widerspenstige Bratwurst

Ein Gedicht von Heinz Säring
Ein junger Mann - obgleich im Lenz -,
es klappt nicht recht mit der Potenz,
deshalb vertraut der gute Mann
sich einem Urologen an.
Der Arzt schreibt ihm ein Pulver auf -
"Das hilft bestimmt, verlass dich drauf!"

Der junge Mann sucht gleich darauf
die nächste Apotheke auf
und kriegt für einen Geldbetrag
das Pülverchen im Zwölferpack,
und will sogleich mit frohem Sinn
zu seiner besten Freundin hin.

Doch unterdessen fällt ihm ein,
sie kann noch nicht zu Hause sein
und deshalb stoppt er seinen Lauf
und sucht erst noch ein Wirtshaus auf.
"Ich möcht ein Bier für meinen Durst
und dann Püree mit Rostbratwurst."

Er muß mal kurz nach draußen gehn,
da kann er in die Küche sehn.
Die Küche ist grad' menschenleer;
ihm fällt was ein, das freut ihn sehr,
sieht mit der Wurst den Tiegel stehn
und schüttet schnell, im Handumdrehn
sein Pulver in den Tiegel rein
und keiner sah's, er hatte Schwein.

Es ist ein ordentliches Haus,
doch lange bleibt das Essen aus.
Der Gast trinkt schon sein drittes Bier,
noch immer steht kein Teller hier.
Drum fragt er bei dem Kellner an,
wielang' denn das noch dauern kann.

Der Kellner fühlt sich nun gerügt.
"Der Teufel weiß, woran das liegt!
Ihr Essen will nicht recht geraten,
die Wurst, die lässt sich so schlecht braten,
der Koch ist schon ganz aufgeregt,
hat sie schon zehnmal umgelegt
und stets passiert die gleiche Panne:
Die Wurst steht senkrecht in der Pfanne!"

Informationen zum Gedicht: Die widerspenstige Bratwurst

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10.07.2011
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