Die Schweinheimer Bäuerin
Ein Gedicht von
Jürgen Wagner
Ein altes Weib kommt an die Tür
und fragt die Frau im Haus:
‚Ich suche heute noch Quartier,
ich weiß nicht ein noch aus
Kauft doch ein Tüchlein aus dem Korb,
dann hab ich etwas Geld
und kann heut schlafen ohne Sorg
Für euch ist’s nicht die Welt‘
‚Hab nichts zu tun mit euch Gesindl!‘
Sie weist die Alte ab
Es war jedoch die Frau der Spindl
Die prüfte sie und sagt:
‚Ihr werdet es in Bälde seh‘n,
wie‘s ohne Obdach ist!‘
Und machte sich sofort ans Geh’n -
Nun kam‘s in kurzer Frist
Die Frau kauft ein den langen Tag
Die Stadt bot vieles an
Es wurde spät und vor ihr lag
der Wald - ihr wurde bang
Verirrte sich, lief kreuz und quer,
war völlig außer sich
Lief panisch im Gehölz umher,
erschöpft und jämmerlich
Ganz matt und still, völlig am End‘
fand man sie im Gebüsch
Wie hatte sie sich da geschämt!
So blieb es nicht unnütz
Sie half fortan viel armen Leut‘
und wurd‘ die gute ‚Bas‘,
so dass man es erzählt bis heut‘,
die Lehr‘ nie mehr vergaß
Frau Holle, die Spinnerin des Schicksals und Hüterin des Totenreiches, verkehrte, so wird berichtet, manchmal unerkannt mit den Menschen, um sie zu prüfen. So kam sie einmal, als Hausiererin gekleidet, in einen Schweinheimer Bauernhof und aus der geizig reichen Bäuerin wurde schlussendlich die ‚gute Base‘ des Ortes (Valentin Pfeifer, Spessart-Sagen, Aschaffenburg 1948).
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