Die erste Kunst

Ein Gedicht von Jürgen Wagner
Die erste Kunst von Menschenhand,
die man auf Höhlenwänden fand,
war’n mächtige und große Tiere,
die Pferde, Löwen und die Stiere

Von Mammut, Nashorn, der Hyäne
gab‘s das Fell und auch die Zähne
Das Fleisch, die Sehnen und die Knochen,
die nutzte man zum Jagen, Kochen

in dieser jungen Altsteinzeit -
das Land noch nicht vom Eis befreit -
da lebte man im großen Ganzen
sehr von den Tieren und den Pflanzen,

bearbeitete schon Holz und Stein,
selbst abends in des Feuers Schein
Mit dieser Spezies kam die Wende
mit der Geschicklichkeit der Hände


Die erste Kunst von Menschenhand,
die man in Siedlungsresten fand,
das war’n Figuren fein geschnitzt,
die aus der Seele Traum gestürzt:

die Frau, die Leben in sich trägt,
empfängt, gebiert, ernährt und hegt,
ganz gern in üppiger Gestalt -
wer so viel isst, bekommt‘s geballt

Noch gab’s die großen Mammutherden,
doch: wer zu viel hat, kriegt Beschwerden
verfettet, wird sich überheben
und bald nach Göttern flehend streben

Noch war er mit dem Geist der Tiere,
mit ihrer Kraft – und ich plädiere:
mit ihrer Schönheit, ihren Gaben
Schamanisch konnt‘ man bitten, fragen


Ein ‚homo sapiens‘ war’s noch nicht
Die Weisheit kommt erst spät ans Licht
Der ‚homo faciens‘ war gebor’n,
hat Kunst und Technik auserkor’n

Die ganze Erd‘ nennt er heut‘ sein,
nimmt jeden Raum bald für sich ein
Er wurd zum Krebsgeschwür der Welt,
wo nur s e i n Lebensrecht noch zählt,

s e i n Wohlstand und sein Fortgebären
Kein and’res Wesen kann ihm wehren
Nur er selbst kann sich besinnen
und mit der Kunst von vorn beginnen

Die erste Kunst von Menschenhand,
ist da noch etwas, was er fand?
Das Lassen und das Sich-begnügen,
die Liebe und den inn’ren Frieden



Video https://youtu.be/x_HiVcrbev8

Informationen zum Gedicht: Die erste Kunst

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06.05.2018
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Jürgen Wagner) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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