Der Wohnwagen
Der Wohnwagen
Die vielen Jahre hat er Dienst getan,
Steht aufgebockt jetzt in dem großen Garten,
Marschierte treulich auf der Autobahn,
Um jeden Sommer urlaubsnah zu starten.
Man fuhr mit ihm so gerne über Land,
Denn er blieb ihnen immer zuverlässig,
Kam sogar mit ihm ins ferne Russland,
Dort blieben ihnen ihre Kosten mäßig.
Heut' steht er hinter ihrem schönen Haus,
Wo sie ihn täglich liebevoll betrachten.
Mit Blumen ist er fein geputzt heraus,
Damit Spazergänger ihn auch beachten.
Am Sonntag gegen fünfzehn Uhr packt sie dann ein:
Kaffee, Milch, Zucker, selbst gebackenen Kuchen.
Sie laufen zu ihm händchenhaltend, ganz allein,
Um dieses alte Feriendomizil so aufzusuchen.
Er sperrt jetzt auf, das Radio wird eingeschaltet
Und frischer Kaffeeduft genüsslich eingesogen:
Alles ist ihnen sehr vertraut und gut gestaltet:
Heilig das Ritual, das hier wird noch gepflogen.
Erinnerungen können reichlich fließen,
Weil jetzt die Liebenden plauderbereit,
Um sich die zweite Tasse einzugießen,
Frei redend von der früheren Zeit.
Längst sind sie mit den neunzig Jahren
Nicht mehr mobil, wie es einst war,
Doch auch mit ihren weißen Haaren
Wissen sie: Es war wirklich wunderbar!
Alles, was so der Mensch im Alter braucht
Und ihn am Leben hält mit reichlich Schwung,
Ist das, was geistvoll nie verbraucht,
Denn es bleibt selig als Erinnerung.
©Hans Hartmut Karg
2018
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