Der Indianer
Ein Gedicht von
Klaus Lutz
Mein Nachbar! Demnächst verkleidet er sich als Indianer.
Kauft sich ein Schaukelpferd. Schießt mit seinem
Spielzeuggewehr. Und jagt dann Büffel. Dabei wird er
durch die Wohnung reiten. Und jeden Büffel töten den
er sieht. Bis es keine Büffel mehr gibt. Dann geht er auf
Bleichgesichter los. Redet nur noch mit Psychiatern.
Und lebt dann, als Indianer, in der Psychiatrie!
Mein Nachbar! Demnächst verkleidet er sich als Indianer.
Geht auf den Spielplatz. Redet mit anderen Indianern.
Schmiedet mit Ihnen Kriegspläne. Und erobert sein Land
zurück. Vertreibt die Bleichgesichter. Grillt dann Abends
einen Büffel. Tanzt am Feuer. Und singt Lieder. Bis ihm
ein Pfleger die Zwangsjacke anlegt. Ihn ins Bett
bringt. Und ihm ein Märchen vorliest!
Mein Nachbar! Demnächst verkleidet er sich als Indianer.
Öffnet die Fenster. Wirft alle Möbel auf die Straße. Dann
verlegt er Kunstrasen. Stellt Plastikbäume auf. Baut
ein Wig Wam. Singt dann Kriegslieder. Und wartet auf
andere Indianer. Und besetzt den Bundestag. Übernimmt
die Macht. Betet dann mit seinem Psychiater. Für den
Frieden der Bleichgesichter!
Mein Nachbar! Demnächst verkleidet er sich als Indianer!
Schenkt jedem Mitbewohner eine Friedenspfeife. Dann
setzt er sich auf sein Schaukelpferd. Reitet in die Prärie.
Damit es jeder anderen Indianer erfährt. Wie
Bleichgesichter besiegt werden können: „Trotz
Zwangsjacke! Trotz Gummizelle! Trotz Psychiater!“
Einfach, indem Er das Schaukelpferd pflegt. Am
Lagerfeuer singt. Und der Indianer bleibt!!
(C)Klaus Lutz
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