Der Dirigent
Ein Gedicht von
Friedrich Graf
(Inspiriert durch einen Konzertbesuch)
Herrlich ist es, wenn sich schöne
Harmonie versessene Töne
eng umschlingend zart vereinen
um des Menschen Ohr zu füllen,
es mit Hörgenusszu stillen!
Manchmal kann man sogar weinen,
wenn die Musik braust in Moll,
oder wenn der Geiger toll
lieblich den Olymp erklettert
und ungebremst das Waldhorn schmettert,
wenn die Harfe lieblich klingt,
Pianotakt den Frust bezwingt,
die Klarinette kraftvoll tönt.
Das alles wird noch überdröhnt
von einer lauten Zugposaune,
die sich bemüht um gute Laune.
Fast schüchtern wirkt die Piccoloflöte,
vorlaut jedoch die Jazztrompete;
die Paukenkonstruktion sie wackelt,
wenn sie der Schläger wild betackelt!
Und über allem, majestätisch,
thront mächtig vor dem kleinen Stehtisch,
der, der die Noten überdenkt
und sicher das Orchester lenkt:
Der Dirigent!
Sein Gesicht, es wirkt verklärt,
seine Gestalt ist ausgezehrt;
mit geballter Energie
bändigt er die Sinfonie.
Ungebremst sein Taktstock wirbelt,
die linke Fingerfront sie zirbelt,
drohend hebt er beide Hände,
um aus jedem Instrumente
flüssig ohne Rast und Stocken
Melodie heraus zu locken.
Aufgebläht ist seine Kehle,
flüsternd schleudert er Befehle;
seine Stirn legt sich in Falten,
wenn die Musiker erkalten.
Das linke Auge blickt gebannt
dem ersten Geiger auf die Hand,
das rechte Auge rollt gefährlich
vor Eifer flackernd unaufhörlich
vom Notenpult zu seiner Herde,
damit ja alles richtig werde.
Er ist erhitzt, es dampft sein Hirn,
die Haare hängen von der Stirn,
er ist entrückt und wie berauscht,
wenn er dann das Produkt belauscht,
das er erschuf mit Willenskraft
und ungebremster Leidenschaft,
um es den Gästen darzulegen,
die beglückt die Klassik pflegen:
Musik hören ist sehr schön
und für jeden ein Genuss - - -,
aber leider nicht für den,
der sie dirigieren muss!
(© Friedrich Graf)
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