Der blinde Pater

Ein Gedicht von Jürgen Wagner
Von Beda Venerabilis
erzählte man, das ist gewiss,
dass er erblindet war im Alter
Jedoch, er kannte seinen Psalter,

auch Predigen fiel ihm nicht schwer
Ein junger Mönch führt‘ ihn umher
Sein Sermon kam von ganzem Herzen,
doch der Novize wollte scherzen

und führte ihn still in ein Tal
mit Steinen in ganz großer Zahl
"Nun sprecht", sagte er, "so viele sind
hier stille lauschend wie ein Kind"

Der Pater sprach mit großem Feuer
und einer Inbrunst ungeheuer
Er schloss - und wartete auf ‚Amen‘
Nur lange Stille - plötzlich kamen

feine Klänge hoher Sphären,
als ob es Engelschöre wären
Er erschrak: "was ist denn dies?"
Der Junge sagte: "ich war fies,

und ließ Euch hier zu Steinen reden
Könnt Ihr mir noch mal vergeben?
Nun, diese hoben an zu singen
und kündeten von hohen Dingen!"

Der Pater war sehr schnell versöhnt,
war wie Franziskus einst gekrönt
vom Echo göttlicher Natur
und seelenvoller Kreatur


Anm.: Beda Venerabilis war ein angelsächsischer Benediktinermönch im frühen Mittelalter. Die Legende erzählt von seiner Steinpredigt, die ihm die Bezeichnung "venerabilis", "ehrwürdig" eintrug.

Informationen zum Gedicht: Der blinde Pater

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17.05.2015
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Jürgen Wagner) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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